Prozesse
geben Verfahrenssicherheit durch festgelegte Arbeitsabläufe und sind Teil der
organisatorischen QS. Ich behaupte: Eine kommerzielle Softwareentwicklung kann ohne
Prozesse nicht erfolgreich sein.
Dabei
folgen auch agile Vorgehensmodelle wie Scrum ihren eigenen Prozessen. Sie
basieren auf einer Ablauf- und Terminplanung, die sich gegenüber
„schwergewichtigeren“ Vorgehensmodellen durch kürzere Lieferzyklen (Sprints)
auszeichnet. Umgekehrt sind die meisten (nicht-agilen) Vorgehensmodelle ebenfalls
in der Lage, mit kurzfristigen Änderungen der Projektziele und Anforderungen
umzugehen.
Die Welt
der Prozessmodelle ist also keinesfalls
polarisiert in agiles Vorgehen versus Ableger des klassischen
Wasserfallmodells. Vielmehr unterscheiden sich die verschiedenen
Vorgehensmodelle nur in der Explizitheit ihrer Prozessdefinitionen, der
Flexibilität, mit der Prozesse und Methoden an unterschiedliche
Rahmenbedingungen angepasst werden können und der Bedeutung, die der Einhaltung
von Prozessen gegenüber menschlichen Interaktionen oder Änderungen zukommt.
Eine größere Bedeutung
als die Prozesse selbst hat nach meiner Erfahrung die Festlegung von Quality
Gates, durch die eine vorhersagbare Ergebnisqualität im Eingang oder Ausgang
eines Prozesses, einer Iteration oder einer Projektphase festgelegt wird. Quality Gates
werden durch Prüfungen (Testmethoden oder auch Schwellenwerte für Metriken) und
Erfolgskriterien definiert, die ein Testobjekt erfüllen muss, damit das „Gate“
durchschritten werden darf, so dass das Ergebnis verwendet bzw. an den nachfolgenden
Entwicklungsschritt übergeben werden kann. Zu Beginn eines Entwicklungszyklus
kann so eine Prüfung der Anforderungen auf Konformität mit den verfolgten
Zielen, Realisierbarkeit, Vollständigkeit, Konsistenz, usw. vorgeschrieben sein,
deren Sinnhaftigkeit keine Frage von leicht- oder schwergewichtigen oder agilen
Vorgehensmodellen ist.
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