Montag, 25. November 2013

Der Einfluss vernachlässigter QS auf die Produktivität

Die Produktivität eines Entwicklungsprojektes kann (kurzfristig) dadurch gesteigert werden, dass man die Qualitätssicherung vernachlässigt und eine mangelhaft getestete Anwendung in den Produktionsbetrieb übergibt. Ein Grund dafür kann Termindruck sein. Eine scheinbar positive Auswirkung: Die höhere Neuentwicklungsproduktivität gegenüber anderen Projekten mit höherem Testaufwand.

Über die Laufzeit des Entwicklungsprojektes hinaus sind die Auswirkungen jedoch:
  • Eine höhere Fehlerrate gegenüber anderen Systemen
  • Eine geringere Produktivität bei der Entwicklung künftiger Releases oder Inkremente, bedingt durch den hohen Aufwand für Fehleranalysen und Korrekturen
Diese Auswirkungen sind meist nicht von Dauer, da die Fehleranzahl aufgrund der nach Produktivsetzung notwendigen Anstrengungen auf ein "normales" Maß zurückgeführt werden kann. Dennoch ist dieses Vorgehen kurzsichtig, denn der Aufwand für Tests, Fehleranalysen und Korrekturen verlagert sich dabei vom Entwicklungsprojekt auf die anschließende Weiterentwicklung. Mitunter wird dabei auch Testaufwand auf die ersten Anwender eines Systems verlagert.

Das untenstehende Diagramm zeigt einen in solchen Fällen typischen Verlauf von Fehlerdichte und Produktivität nach der Produktivsetzung (Rel. 1.0). Im Gegensatz zu den Auswirkungen Technischer Schulden "erholen" sich solche Projekte über einen längeren Zeitraum betrachtet meist wieder, d.h. die Fehlerdichte wird aufgrund der inzwischen gefundenen und korrigierten Fehler sukzessive niedriger und die Produktivität aufgrund des geringer gewordenenen Korrekturaufwands wieder höher.


Verlauf von Fehlerdichte und Produktivität bei vernachlässigter QS (Beispiel)


Anzeichen vernachlässigter QS werden durch Messungen der Testabdeckung erkennbar.

Für bessere Maßnahmen zur Steigerung der Produktivität siehe Maßnahmen zur Produktivitätssteigerung.

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