Montag, 8. Juli 2013

Die Wirksamkeit von Verbesserungsmaßnahmen



In meinem Post Maßnahmen zur Produktivitätssteigerung habe ich Bereiche aufgeführt, die starken Einfluss auf die Produktivität haben. Für mögliche Verbesserungsmaßnahmen stellt sich in der Praxis oft die Frage, wie effektiv diese sind, d.h. ob der Aufwand zur Verbesserung in einem akzeptablen Verhältnis zum Nutzen steht.
Diagramm 1

Eine bedeutende Rolle spielt dabei der Wirkungsbereich (die Reichweite) einer Verbesserungsmaßnahme, d.h. wie groß der Anteil am gesamten Entwicklungsprozess ist, der von der Maßnahme beeinflusst wird. Beispiel: Eine Maßnahme, mit der die Produktivität in einem Teilbereich des Entwicklungsprozesses, der insgesamt nur die Hälfte des Gesamtaufwandes ausmacht (blauer Bereich), auf das Doppelte gesteigert wird, erhöht die Produktivität des gesamten Entwicklungsprozesses nur um ein Drittel. Erklärung: Produktivität und Aufwand sind reziprok, d.h. eine Erhöhung der Produktivität führt zu einer Reduzierung des Aufwands und umgekehrt (siehe: Messung der Produktivität in der Softwareentwicklung). Die beschriebene Maßnahme führt zu einer Aufwandsreduktion von 50% in 50% des gesamten Prozesses, d.h. 25% resultierende Aufwandsreduktion. Es verbleiben 3/4 des ursprünglichen Aufwandes, was aufgrund des reziproken Verhältnisses 4/3 der ursprünglichen Produktivität entspricht, also einer Steigerung um 1/3.




Diagramm 2
Um die effektiv wirksame Produktivitätsverbesserung mehrerer Maßnahmen einschätzen zu können spielt es eine Rolle, ob sich diese Maßnahmen gegenseitig beeinflussen. Solange sie unabhängig voneinander sind kann die Gesamtproduktivität leicht dadurch bestimmt werden, dass man für jede Maßnahme die Aufwandsreduktion ermittelt und diese in Relation zum Anteil am Gesamtprozess setzt. So erhält man den verbleibenden Restaufwand und dadurch auch die insgesamt wirksame Produktivitätserhöhung. Diagramm 2 zeigt zwei Maßnahmen zur Produktivitätssteigerung um 100%, die unabhängig voneinander wirken und jeweils nur Bereiche beeinflussen, die jeweils ein Viertel des Gesamtaufwands ausmachen (blau und grün). Der aus beiden Maßnahmen resultierende Gesamtaufwand beträgt noch 3/4 des ursprünglichen Aufwands, die Gesamtproduktivität 4/3, d.h. sie ist um 33% (1/3) höher.

Diagramm 3
Bei Verbesserungsmaßnahmen, deren Einflussbereiche identisch sind, die sich also auch gegenseitig beeinflussen, kann man die Aufwandsreduzierungen miteinander multiplizieren. Diagramm 3 zeigt das Beispiel zweier Maßnahmen mit jeweils einer Produktivitätsverdopplung im gleichen Bereich (blau). Es ergibt sich für den resultierenden Restaufwand 50% * 50% = 25% (ein Viertel) in einem Teilbereich, der vor Umsetzung der Maßnahmen 25% vom Gesamtaufwand ausgemacht hat. Insgesamt beträgt der Restaufwand damit noch 13/16, die Produktivität hat sich auf 16/13, also um ca. 23% erhöht.

Aus diesen Fallbeispielen gehen zwei Schlussfolgerungen hervor:

  • Verbesserungsmaßnahmen sind umso effektiver, je größer ihre Auswirkungen auf den Gesamtprozess sind (Anteil am Gesamtaufwand).
  • Die aus mehreren Maßnahmen resultierende Produktivitätsverbesserung hängt davon ab, wie sich diese gegenseitig beeinflussen. Meist gilt: Je unabhängiger sie wirken können, umso größer ist ihre Effektivität. In der Praxis ist dies schwer vorherzusagen. Daher kann vorab bestenfalls ein Intervall bestimmt werden, in dem die zu erwartende Verbesserung liegen wird.

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